MIt etwas Verspätung haben uns auch die kleinen Varianten der neuen Ryzen 5000 erreicht. Der flotte Achtkerner Ryzen 7 5800X und der für Gamer interessante Ryzen 5 5600X müssen sich ebenso gegen Intels Comet Lake-S stellen, wie ihre großen Brüder. Wir klären im Test, ob auch die Sechs- und Achtkerner ihr Geld wert sind.
Am 05.11.2020 hat AMD Zen 3 vorgestellt. Wir haben die beiden Topmodelle Ryzen 9 5950X und Ryzen 9 5900X bereits getestet und sie für ihre hohe Leistung in Spielen gelobt. Dabei hat bereits die Leistung des neuen 12-Kerners ausgereicht, um Intels Topmodell Core i9-10900K in die Schranken zu verweisen. Die mit acht und sechs Kernen bestückten kleineren Modelle der Ryzen-5000-Prozessoren sind allerdings ungleich interessanter für Spieler, nicht zuletzt, weil sie auch günstiger in der Anschaffung sind. Der vorliegende Test dreht sich nur um die Spiele- und Anwendungsleistung des AMD Ryzen 7 5800X und Ryzen 5 5600X. Wer sich für die Zen-3-Architektur im Detail interessiert, findet unter folgendem Link weitere Informationen.
AMD Ryzen 7 5800X und Ryzen 5 5600X im Test: CPUs vorgestellt
Für 449 Euro im Falle des Ryzen 7 5800X und 299 Euro im Falle des Ryzen 5 5600X bietet AMD unterhalb der beiden Topmodelle vor allem für Spieler interessante Prozessoren an. Das liegt darin begründet, dass viele Spiele nach wie vor nicht mit mehr als acht Kernen umgehen können, zumindest nicht merklich. Natürlich gibt es Ausnahmen, darauf gehen wir heute im Test ein. Der neue Zen-3-Achtkerner ist der AMD Ryzen 7 5800X. Die CPU taktet mit 3,8 GHz Basistakt und mit bis zu 4,7 GHz im Singlecore-Boost. Mit 8 Kernen und 16 Threads durch SMT dürfte der Nachfolger des Ryzen 7 3800X(T) sogar Content Creator genügen. Wir konnten im Test in Spielen die gleiche Beobachtung wie bei den größeren Modellen machen: Die Taktfrequenz bewegt sich über den Angaben von AMD und liegt im Singlecore-Boost bei bis zu 4,85 GHz und im Allcore im Bereich zwischen 4,65 und 4,7 GHz. Die CPU taktet daher stellenweise höher als der Ryzen 9 5900X und erreicht in Spielen daher eine ähnliche oder sogar bessere Leistung. Das liegt nicht zuletzt an der Anordnung der Kerne, welche sich jetzt allesamt in einem Core-Complex-Cluster (CCX) befinden und somit zu jeder Zeit den vollen Zugriff auf den L3-Cache von 32 MiByte haben. Der neue Achtkerner ist damit etwas Besonderes. Treue Leser erinnern sich sicher noch an den Test des AMD Ryzen 3 3300X. Der flotte Vierkerner war in der Lage, selbst größere CPUs locker in die Tasche zu stecken. Das liegt an der Anordnung der CPU-Kerne zum L3-Cache. AMDs Ryzen 7 5800X ist der neue «3300X», darf dieser doch ebenfalls mit allen Kernen ohne Unterbrechung auf den L3-Cache zugreifen.
Das kleinste bisher erhältliche Modell der Ryzen-5000-Serie ist der AMD Ryzen 5 5600X. Die Sechskern-CPU bietet 3,7 GHz im Basistakt und bis zu 4,6 GHz Allcore-Boost. Mit 65 Watt TDP ist sie die einzige sparsame Version, die anderen Modelle arbeiten alle mit 105 Watt TDP. Auch hier konnten wir die Erfahrung machen, dass sich die CPU nicht an die Vorgaben von AMD hält. Wir haben in nahezu jeder Spiele-Messung einen Takt von rund 4,65 GHz gemessen. Höher wollte die CPU dann aber auch nicht takten. Wir geben diesen Wert daher in den Benchmarks an. AMD gibt dem Ryzen 5 5600X den gleichen Vorteil mit, auf den auch der große Bruder zugreifen kann: Die Rechenherzen liegen bequem in einem CCX und laben sich am vollen L3-Cache von 32 MiByte. Die reine Spieleleistung liegt damit im Verhältnis zu Zen 2 zu den größeren Modellen näher beieinander. Wie sich die beiden CPUs in den Benchmarks schlagen, klären wir sogleich.
Intels Core i9-10900K schwitzt bereits im Angesicht des kleinsten bislang erhältlichen Zen-3-Prozessors
Auch die kleinen Ryzen 5000 liefern eine überzeugende Vorstellung ab. Intels Core i9-10900K schwitzt bereits im Angesicht des kleinsten bislang erhältlichen Zen-3-Prozessors. Selbst im Multicore-optimierten Battlefield 5 gelingt es dem kleinsten Fisch die Konkurrenz auszustechen. Anno 1800 ist wieder einmal in vielerlei Hinsicht interessant. Bisher konnten nur Spieler mit eine Intel-CPU daran denken, größere Städte flüssig auf den Bildschirm zu zaubern. Jetzt geht das umso besser mit einem Ryzen 5000. Der Achtkerner Ryzen 7 5800X glänzt hier mit perfekter Anbindung an den L3-Cache und kann seine Stärke voll ausspielen und knapp dahinter schleicht sich der Ryzen 5 5600X vor die Topmodelle. Im Test befinden sich mit Total War, Death Stranding und SOTTR überhaupt nur drei Spiele, in denen sich ein Core i9-10900K noch behaupten kann. Gegen AMDs neuen Achtkerner sieht Intel dann kein Land mehr, der 5800X übertrumpft sämtliche Intel-CPUs und auch die eigene Konkurrenz mit Leichtigkeit. Ausnahmen bilden Spiele, welche sehr gut mit Kernen skalieren, beispielsweise das großartige Red Dead Redemption 2 oder Battlefield 5. Dann bewegen sich die Fps aber in derart hohen Bereichen, dass vorher andere Dinge limitieren, beispielsweise V-Sync oder ein händisch konfigurierter Frame-Lock. Doch selbst auf Seiten der Perzentile schlagen sich die beiden CPUs ausgezeichnet. Oft reihen sich die Frametimes des Ryzen 7 5800X sogar in höhere Gefilde ein, sorgen mehr Kerne in der Regel doch für bessere Frametimes.
Wir können Ihnen also ruhigen Gewissens alle CPUs zum Spielen empfehlen. Den Hexacore Ryzen 5 5600X nehmen diejenigen, die «nur» spielen und dennoch nicht auf die sehr hohe Zen-3-Leistung verzichten wollen. Mit 12 Threads und etwas Geduld laufen auch Anwendungen noch zufriedenstellend. AMDs Achtkerner Ryzen 7 5800X stellt die Speerspitze in Sachen Latenzen bei Zen 3 dar, was einige der Spielebenchmarks vortrefflich beweisen. Wer sich diese CPU gönnt, braucht sich die nächsten Jahre keine Gedanken «Intels Core i9-10900K schwitzt bereits im Angesicht des kleinsten bislang erhältlichen Zen-3-Prozessors.» darüber zu machen, in ein CPU-Limit zu laufen. Auch Content Creator profitieren von den 16 Threads durch SMT. Der relativ hohe Preis des Octacore hat allerdings einige potenzielle Käufer verschreckt. Für nur 100 Euro mehr erhalten sie schließlich den Ryzen 9 5900X mit 12 Kernen. Warum also zum Achtkerner greifen? Nun, das müssen Sie mit sich selbst ausmachen, indem Sie beispielsweise unsere Benchmarks studieren. Es gibt zwei Denkweisen, wie man an die CPUs herangehen kann: Einerseits erhalten Sie mit dem Ryzen 9 5900X natürlich mehr Kerne und eine minimal höhere Performance in Spielen. So gesehen investieren Sie für diesen geringen Vorteil aber 100 Euro mehr. Wenn Sie jetzt sagen, dass es zukunftssicherer ist, jetzt in 12 Kerne zu investieren, den erinnern wir gerne an den Launch von Zen 2 im Sommer 2019. Damals war es im Grunde auch «zukunftssicher» 12 Kerne oder mehr zu verbauen. Doch wo stehen wir heute? Zen 3 hat gegenüber Zen 2 massiv zugelegt und es gibt immer noch sehr wenige Spiele, die wirklich von mehr als 12 Kernen profitieren. Oft war ein Ryzen 7 3700X schon schnell genug für Spiele, was heute auch für den Ryzen 7 5800X gilt. Keine Frage, wer mit dem PC arbeitet, rüstet auf den 12- oder 16-Kerner auf. Für reine Spiele-PCs tut es hingegen sogar schon der Ryzen 5 5600X; auch wenn man zugeben muss, dass langsam aber sicher das Ende der Hexacores kommt. Bevor jedoch 12 Kerne zum Mainstream werden, dürfte es längst den Nachfolger von Ryzen 5000 geben. Wägen Sie daher genau ab, worauf Sie bei Ihrem PC Wert legen möchten.
AMD Ryzen 7 5800X und Ryzen 5 5600X im Test: Fazit und Wertung
Bereits ab rund 300 Euro erhalten Spieler mit einem Ryzen 5 5600X eine über jeden Zweifel erhabene hohe Spielleistung. Mit einer TDP von nur 65 Watt ist die CPU dabei sogar sehr sparsam. Ein Ryzen 7 5800X stellt dann schließlich die aktuelle Speerspitze der Achtkern-Prozessoren dar, was die CPU vor allem der schnellen Kernanordnung an den L3-Cache zu verdanken hat. Beide CPUs katapultieren sich dank der IPC-Verbesserungen vor jede Vorgänger-CPU aus dem eigenem Hause und auch mit Leichtigkeit in die Gefilde der Spieleleistung von Comet Lake-S. Aktuell ist es jedoch schwierig, einen Zen-3-Prozessor zu einem angemessenen Preis zu bekommen. Zu dieser Stunde werden sogar gar keine CPUs als lieferbar gelistet. Ryzen 5000 ist allerdings alles andere als ein Paperlaunch, tatsächlich gibt es viele, die sich vor oder zum Launch mit einem Modell ausstatten konnten. Für den Print-Mega-Test für die PCGH Print 01/21 laufen derweil sämtliche Vorbereitungen, seien Sie gespannt auf Spezial-Benchmarks inklusive Tuning und erweiterte Beobachtungen.